Tutoren

Gesamtschule Kürten

Das Tutoren-Projekt

SchülerInnen helfen Schülern / Schülerinnen

1. Hintergrundinformationen zur Tutoren-Tätigkeit an der Gesamtschule Kürten

1.1 Entstehungsgeschichte des Tutorenprojektes an der Gesamtschule Kürten

Der ehemalige Pädagogik-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 13 (Schuljahr 2004-2005) kam durch eine Diskussion über aktuelle bildungspolitische Reformen (Zentralabitur, zentrale Abschlusstests im Jahrgang 10, Lernstandserhebungen, etc.) und der Auseinandersetzung mit der „Pädagogik der Achtung“ von Janusz Korczaks (er forderte eine gleichberechtigte, demokratische Erziehung, ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Erzieher und Kind) auf die Idee, Schüler von der 10. –12. Klasse im Jahrgang 5 als TutorInnen einzusetzen. 

1.2 Hintergründe zu Janusz Korczak „Dialogischer Erziehung“

Die Pädagogik Janusz Korczaks wird auch als „Pädagogik der Achtung“ bezeichnet.

Seine „Magna Charta Libertatis“ (Grundrechte der Kinder) ist auch heute noch hoch aktuell.
(siehe auch: Tabellarischer Überblick zu Hintergründen der Pädagogik Janusz Korczaks)

Wer Janusz Korczak richtig versteht, der sieht in ihm mehr als einen Reformpädagogen. Für ihn war der Leitspruch „Pädagogik vom Kinde aus“ viel zu kurz gegriffen. Kein Erzieher ist in der Lage, vom Kinde aus zu denken oder sich in das Kind hineinzudenken.

Deshalb ist der Sinn und Zweck pädagogischen Daseins die stete Weiterentwicklung und Selbsterkenntnis des Erziehers / der Erzieherin. Korczaks Pädagogik wird daher auch „demokratische“ oder – in Anlehnung an Sokrates –„dialogische Erziehung“ genannt (vgl. H. Kemper: „Erziehung als Dialog“, Weinheim und München 1990).

Deshalb konnte man auch im Heimalltag in seinen Waisenhäusern im Warschauer Ghetto viele demokratische Elemente wie zum Beispiel ein Kinderparlament oder eben ein „Tutorenprinzip“ entdecken. Jedes jüngere Heimkind bekam einen älteren Beschützer, der ihm beratend, helfend und beschützend zur Seite stand.

 2. Einsatz der TutorInnen an der Gesamtschule Kürten

Hauptsächlich gedacht ist das Angebot der Tutoren für SchülerInnen der Klasse 5.

Die TutorInnen selber stammen aus den Jahrgängen 10 bis 12 (vereinzelt auch Jahrgang 13).

Die LehrerInnen haben auch die Möglichkeit TutorInnen anzufordern. Auch wenn die TutorInnen mit ihren Stammklassen sehr ausgelastet sind, so wird diesem Wunsch jedoch meistens entsprochen

  • Die Tätigkeit als TutorIn wird von der Schule bescheinigt. Diese Bescheinigung ist für spätere Bewerbungen von Vorteil.
  • Der Tutor / die Tutorin qualifiziert sich als „Nachhilfelehrer“ weiter und steigert somit auch seine Chancen, als Nachhilfelehrer genommen zu werden.
  • Der Tutor / die Tutorin kann auch als Nachhilfelehrer weitervermittelt werden.
  • Der Tutor / die Tutorin wiederholt durch seine Tätigkeit Lernstoff von früher, ohne dass hier ein Druck von außen bestünde (durch das Erklären lernt man teils besser).
  • Der Tutor / die Tutorin wird sich möglicherweise seiner eigenen Berufswahl bewusster.
  • Am Anfang der TutorInnenzeit findet für die TutorInnen ein Projekttag statt.
  • Am Ende der TutorInnenzeit erhalten die TutorInnen eine kleine Anerkennung und es findet auch ein gemeinsamer Ausflug der TutorInnengruppe statt.
  • Eine hinreichende Motivation
  • Eine gewisse Ausdauerfähigkeit
  • Spaß daran haben, mit jüngeren Schülern / Schülerinnen zu arbeiten
  • SchülerInnen sehen manchmal die Notwendigkeit des Lernens eher ein, wenn sie dies von älteren Schülern aufgezeigt bekommen. Zusätzlich steigt die Motivation durch die Vorbildfunktion des Tutors / der Tutorin: „der/die jüngere SchülerIn will dem/der älteren etwas beweisen“.
  • Schüler / Schülerinnen können aufgrund der anderen Alltagssprache Schülern / Schülerinnen teilweise Lernstoff besser beibringen als Lehrer / Lehrerinnen.
  • Durch das Erklären frischen die TutorInnen eigenen Lernstoff wieder auf.
  • Der Tutor / die Tutorin erwirbt verschiedene Qualifikationen (siehe Anreize).
  • Die TutorInnen und Schüler / Schülerinnen entwickeln sich durch das gemeinsame Lernen in ihrer Persönlichkeit weiter.
  • Der Tutor / die Tutorin ist auch Ansprechpartner bei Problemen mit dem Eltern-haus, mit den LehrerInnen, bei Entscheidungen zur WP-/ Oberstufen-Wahl.
  • Der „Beschützer- Effekt“ tritt auf jeden Fall als Nebeneffekt auf. Allein dadurch, dass man ältere SchülerInnen persönlich kennt, fühlt man sich an der Schule sicherer.
  • Das Selbstbewusstsein der TutorInnen wird durch das Gefühl „gebraucht zu werden“ gestärkt.

3. Historie des TutorInnenprojektes und aktueller Einsatz der TutorInnen

Das TutorInnenprojekt an der Gesamtschule Kürten begann im Schuljahr 2005-2006. Von Beginn an waren ca. 30 bis 40 TutorInnen im Einsatz. Nach einer umfangreichen Evaluation am Ende des Schuljahres 2006-2007 konnten im darauf folgenden Schuljahr einige Verbesserungen umgesetzt werden.

Wie bereits oben erwähnt, werden die TutorInnen mittlerweile auch von LehrerInnen älterer Schüler / Schülerinnen (bis zum achten Jahrgang) angefordert. In der Regel wird diesem Wunsch auch entsprochen.

Die Unterstützung in fachlicher Hinsicht ist eine wesentliche Säule der Förderung vor allem lernschwacher Schüler / Schülerinnen.

Die Arbeit der TutorInnen wird dementsprechend von den LehrerInnen sehr geschätzt und dementsprechend gut genutzt. Die Rückmeldungen sind überwiegend sehr positiv.

Ein großer Teil der Oberstufen-TutorInnen hat aufgrund der Tätigkeit als TutorIn mittlerweile auch Angebote für private Nachhilfe erhalten.